Bludenzer Obrigkeiten bestimmten über Montafoner Streitigkeiten
Nicole Ohneberg hielt eingangs fest: Die Märzengerichtsprotokolle enthalten keine Gruselgeschichten von grauenvollen Strafen, welchen die Montafonerinnen und Montafoner im ausgehenden Mittelalter ausgesetzt worden sind. Die Historikerin aus Hard weiß wovon sie spricht. Sie hat in einem sechsjährigen Forschungsprojekt die Märzengerichtsprotokolle untersucht und damit eine wesentliche Quelle für die Landesgeschichte erschlossen. Es mag für viele Montafonerinnen und Montafoner in einem hohen Maße frustrierend gewesen sein, aber über ihre zivilgerichtlichen Verfahren hat über Jahrhunderte das Märzengericht auf der Platte (beim Kloster St. Peter in Bludenz) entschieden, das in zuweilen langwierigen und kostspieligen Verfahren über Wege-, Wasser- oder Weidestreitigkeiten aber auch Erbrechtsregelungen im Montafon geurteilt hat.
Die Protokolle sind seit dem Beginn der Schriftlichkeit der Prozesse im Jahr 1490 bis 1599 in einem Buch zusammengefasst und geben einen bemerkenswerten Einblick in die Rechtsprechung und die Konfliktbewältigung im Montafon für die Periode des ausgehenden Mittelalters. Unzählige Montafonerinnen und Montafoner werden in diesen Protokollen genannt und ermöglichen auch einen interessanten Einblick für die Ahnenforschung.
Die Märzengerichtsprotokolle sind derzeit auch als Gegenstand in der Ausstellung des Montafoner Heimatmuseums „Das Ende des Mittelalters“ zu sehen (noch bis 26. Oktober) – das Buch zu den Protokollen umfasst 344 Seiten und ist als Band 19 der Montafoner Schriftenreihe in den Montafoner Museen erhältlich.
Nicole Ohneberg und Andreas Brugger
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