Zu den wenigen sozialrevolutionären Bewegungen in der Vorarlberger Landesgeschichte zählen die Vorgänge am Beginn des 18. Jahrhunderts. Die hohen Steuern, die die Landstände im Auftrag der Herrschaft von der Bevölkerung einhoben, hatten dazu geführt, dass die ohnehin schon verschuldeten Mittel- und Unterschichten in immer größere Schwierigkeiten gerieten. Bedeutende Gewinne aus diesen Verhältnissen zogen hingegen die ländlichen und städtischen Spitzengruppen, die als Kreditgeber auftraten und damit auch ihre politische Vormachtstellung festigten. In den leitenden Gremien herrschte eine unvorstellbare Selbstherrlichkeit und Korruption. Die staatliche Obrigkeit deckte dieses Fehlverhalten lange Zeit.
Gegen diese Zustände erhob sich, ausgehend vom Montafon, eine Aufstandsbewegung, die bald erste Erfolge erzielen konnte: In verschiedenen Gemeindeordnungen wurde wenigstens festgelegt, dass die Amtsträger nicht miteinander verwandt sein durften; 1707 führte man auf Druck des "gemeinen Mannes" ein gerechteres Steuersystem ein, das jeden Einzelnen unter Eid dazu verpflichtete, seinen ganzen Besitz anzugeben und zu versteuern. Diese Reform wurde von breiten Kreisen der Bevölkerung freudig begrüßt, stieß aber bei den Reicheren auf Widerstand. Als freilich gleichzeitig eine neue Steuer, nämlich auf zu exportierendes Garn, die vor allem die einfache Bevölkerung traf, eingeführt wurde, erhob sich neuerlich heftiger Protest. In Dornbirn überfielen aufgebrachte Frauen den zuständigen Steuereinheber, in Bregenz zwangen die Demonstranten den leitenden Beamten gewaltsam zum Verzicht auf die Garnabgabe und vertrieben ihn nach Lindau. Erst mit Hilfe des Militärs siegten zuletzt wieder die herrschenden Kräfte.
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