13. März 2008

Leere Bauernhäuser


Im Zusammenhang mit den leer stehenden Häusern im Montafon hagelt es Kritik am Bundesdenkmalamt. Hauseigentümer und Museumsvertreter werfen dem Amt vor, zu bürokratisch vorzugehen. Das Amt weist die Vorwürfe zurück.
Die Zusammenarbeit zwischen dem Amt und den Eigentümern lasse sehr zu wünschen übrig, sagten Vertreter der Montafoner Museen am Mittwoch in der Sendung "Kultur nach 6" bei Radio Vorarlberg.
Im Hinblick auf die vielen leerstehenden Häuser beispielsweise habe das Amt zwar eine wichtige Funktion. Es komme aber seiner Rolle als Vermittler zwischen Kulturschutz und den individuellen Bedürfnissen der Hauseigentümer nicht ordentlich nach.
Andreas Rudigier von den Montafoner Museen wirft dem Amt vor, zu bürokratisch zu sein. Es gebe keine Schnittstelle zu den Eigentümern, so Rudigier. Das hänge damit zusammen, dass das Denkmalamt zu wenig Personal habe und dadurch nicht immer anwesend sein könne.
Aber gerade an der Schnittstelle zwischen öffentlichem Pflegeanspruch und persönlichen Wünschen müsse man sensibel zwischen Tradition und modernen Standards abwägen, so Rudigier.
Man wolle die alten Häuser schließlich nicht alle in Museen verwandeln, sondern in genutzte und belebte Gebäude. Im Bundesdenkmalamt sieht man die Dinge anders und hält Verbesserungen nicht für notwendig.
Das Lorenzin-Haus in Gortipohl stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Vorderhälfte des Doppelhauses wurde im Jahr 1548 errichtet, der hintere Teil ist vermutlich noch älter.
Eigentümer Erwin Lorenzin, selbst einst im Baugeschäft tätig, nahm die Renovierung in Angriff. Die Sanierung begann anfangs in Absprache mit dem Denkmalamt. Doch es habe zu viele leere Versprechungen von Seiten des Denkmalamtes gegeben, kritisiert Lorenzin.
Man habe im Denkmalamt zu wenig verstanden, dass ein altes Gebäude auch heute bewohnbar sein müsse. So sei es ihm beispielsweise verboten worden, das Deckenniveau zu ändern.
Die ganze Diskussion gehe nun über ungefähr zehn Jahre, so Lorenzin. Nun habe er keine Lust mehr und gebe auf.
Im Denkmalamt glaubt man noch an eine Fortführung des Projekts. Das Lorenzin-Haus gehöre zu den bedeutendsten Häusern des Montafons, so Renate Madritsch vom Bundesdenkmalamt. In dieser Kategorie gebe es nur mehr zehn Häuser, dadurch müsse es mit besonderer Sorgfalt restauriert werden. Im August werde eine Restauratorin kommen.

Diskussion "Alte Bauernhäuser"



Diskussion um Nutzung alter Bauernhäuser
In der Talschaft Montafon verfallen nach und nach viele der ehemaligen Bauernhäuser. Der Gaschurner Bürgermeister Martin Netzer kann sich eine touristische Nutzung der alten Gebäude vorstellen.
Die Lebensgewohnheiten ändern sich, Familien werden kleiner und die Landwirtschaft weicht neuen Erwerbszweigen. Viele der ehemaligen Bauernhäuser im Montafon verfallen nach und nach.
Die Montafoner Bürgermeister haben unterschiedliche Lösungsansätze. Die Gemeinden Gaschurn und St. Gallenkirch erstellen derzeit gemeinsam ein räumliches Entwicklungskonzept. Der Gaschurner Bürgermeister Martin Netzer möchte, dass alte Bauernhäuser leichter umgewidmet werden können.
Damit wäre der Verkauf gesichert und neue Eigentümer müssten die Gebäude nicht mehr landwirtschaftlich nutzen, sondern könnten sie auch touristisch nutzen, etwa als Ferienwohnungen. Die Opposition ist gegen die Pläne, eine Entscheidung soll frühestens Ende März fallen.
In der Gemeinde Bartholomäberg ist man gegen eine touristische Nutzung der alten Bauernhäuser. Damit mache man sich den Ausverkauf der Heimat selbst, so Bürgermeister Martin Vallaster.