6. Oktober 2008

Zwangsarbeit in Vorarlberg am Beispiel der Illwerke

Diesen Freitag wird die 2005 abgeschlossene und bisher nicht veröffentlichte Dissertation zum Thema "Zwangsarbeit in Vorarlberg am Beispiel der Illwerke" im Rahmen der Ausstellung "Grenzüberschreitungen - Von Schmugglern, Schleppern, Flüchtlingen" erstmals in Vorarlberg der Öffentlichkeit präsentiert. Nach den teilweise hitzig geführten Diskussionen um die Zugänglichkeit der Arbeit (die erst im Frühjahr 2008 im Vorarlberger Landesarchiv zur Einsichtnahme hinterlegt wurde und bis dahin gesperrt war) sowie deren Qualität (die von Historikern der Malingesellschaft in Frage gestellt wurde) kann mit Spannung die Präsentation mit anschließender Diskussion in Gaschurn erwartet werden. Es ist zu hoffen, dass sich auch die Kritiker ins innere Montafon begeben und dort mit dem Autor einen fachlichen Disput führen werden...

Ausschreibungstext zum Vortrag von Dr. Jens Gassmann am 10.10.08 um 19:30 im Montafoner Tourismusmuseum Gaschurn:

"Die Geschichte der montanen Baustellen der Vorarlberger Illwerke während der Zeit des Nationalsozialismus sorgten in den vergangenen Jahren häufig für wissenschaftliche aber auch emotionale Dispute. Ihrer Verpflichtung zur Aufklärung nachkommend, haben die Vorarlberger Illwerke AG im Rahmen einer Dissertation die Aufarbeitung dieses Kapitels der Firmengeschichte in Auftrag gegeben. Herausgekommen ist eine nicht alltägliche Dissertation, welche beides, Mikrokosmos wie Makrokosmos dieser Zeit, in einem synchronen wie diachronen Schnitt beleuchtet. Nicht nur die Politik der Elektrizitätswirtschaft auf Reichsebene, sondern auch die ganz alltägliche Geschichte des Fremdarbeiters auf der Baustelle, seine Lebensumstände, Versorgungssituation werden beleuchtet und vorgestellt.

Schwerpunkt dieses ersten, für die breite Öffentlichkeit zugänglichen, Vortrages bildet die soziale Situation unter der Fokussierung Fremd sein, an der Grenze leben und davon nichts wissen!?"


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

http://vorarlberg.orf.at/stories/314574/

Illwerke in der NS-Zeit - Kritik an Dissertation
Die Dissertation des Historikers Jens Gassmann über die Illwerke in der NS-Zeit sorgt weiter für Diskussionen. Historiker Werner Bundschuh übte nach einem Vortrag Gassmanns in Gaschurn heftige Kritik. Die Wortwahl des Autors sei verharmlosend.
Geschichten über hungernde Zwangsarbeiter
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden in Vorarlberg 10.000 Zwangsarbeiter beschäftigt. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass die meisten davon auf den Großbaustellen der Illwerke gearbeitet haben.

Im Montafon gibt es nach wie vor Geschichten über hungernde Zwangsarbeiter, eingemauerte Tote in der Staumauer und die Bereicherung der Illwerke im Dritten Reich. Der Schweizer Jens Gassmann wurde von den Illwerken mit der Aufgabe betraut, die Archive zu durchsuchen und das Thema in einer Dissertation aufzuarbeiten.
"Keine Zwangsarbeiter beschäftigt"
Gassmann kommt in seiner Dissertation zu dem Ergebnis, dass die Illwerke direkt keine Zwangsarbeiter beschäftigt haben. Er habe keine Dokumente gefunden, die das direkt oder indirekt belegen würden.

Sogenannte Ostarbeiter seien - soweit in den Archiven nachweisbar - nicht schlechter behandelt worden als reichsdeutsche Arbeiter, so Gassmann. Auch wenn das Essen nicht gerade vitaminreich gewesen sei, es habe genug zu essen gegeben und jeder sei versichert gewesen.
"Verharmlosende Wortwahl"
Der Vorarlberger Historiker Werner Bundschuh kritisiert Gassmanns Wortwahl, die seiner Meinung nach verharmlosend ist und dem Thema nicht entspricht.
Dissertation zunächst gesperrt
An Gassmanns Dissertation hatte es bereits zuvor Kritik gegeben. Denn der Historiker hatte sein Forschungsergebnis, was unüblich ist, für die Öffentlichkeit sperren lassen. Die Arbeit war weder in der Österreichischen Nationalbibliothek noch der Vorarlberger Landesbibliothek oder der Universitätsbibliothek Wien einzusehen. Der Historiker argumentierte damals mit eigenen wirtschaftlichen Interessen. Nach Berichten des ORF wurde die Arbeit zugänglich gemacht.
vorarlberg.ORF.at; 8.2.08
Dissertation zu Zwangsarbeit jetzt zugänglich