Mysteriöse Feuergruben geben Rätsel auf. Vermutlich handelt es sich um die Reste eines Prozesses innerhalb der Metallurgiekette bei der Gewinnung von Kupfer aus Kupfererz. Damit wäre erstmals die bronzezeitliche Kupfergewinnung im Montafon belegt. Naturwissenschaftliche Untersuchungen sollen Gewissheit erbringen.
Seit drei Wochen werden die archäologischen Ausgrabungen bronzezeitlicher Siedlungen und Bergbauspuren bis zum Mittelalter durch die Universität Frankfurt fortgesetzt. Seit 1. März werden die Forschungen zur frühen Besiedlungsgeschichte im Montafon im Rahmen eines Spezialforschungsbereichs (SFB) der Universität Innsbruck durchgeführt, der sich dem Bergbau in den Ostalpen widmet und vom FWF in Wien finanziert wird. In Bartholomäberg werden die Ausgrabungen am Bodaweg auf einer zweiten bronzezeitlichen Siedlung aus dem 14./13. Jahrhundert vor Christus fortgeführt. Es scheint sich nicht um einen gewöhnlichen Siedlungsplatz zu handeln, denn bis jetzt konnten über 10 große Gruben ausgegraben werden, die bis zu 2,5 m Durchmesser aufweisen und mit Brandschutt und zahlreichen verbranden Steinen verfüllt sind. Archäobotanische Untersuchungen durch Klaus Oeggl an der Universität Innsbruck ergaben, dass darin kaum die üblichen verbrannten Reste von Nahrungspflanzen wie Getreidekörner enthalten sind. Erste Untersuchungen durch Ernst Pernicka am archäometallurgischen Labor in Mannheim zeigen dagegen, dass es in den Gruben starke Konzentrationen von Kupfer und Blei, also Schwermetallen, gibt. Systematische Messungen sollen jetzt zeigen, inwieweit hier regelhafte Verunreinigungen vorliegen und ein metallurgischer Prozess bei der Kupfergewinnung gegeben ist. Ausgrabungen und Dokumentationen im Bergbau auf dem Kristberg im Silbertal und in der Knappagruaba am Bartholomäberg haben weitere überraschende Erkenntnisse erbracht. Das große Pingenfeld (= kleinräumiger Bergbau, Schächte mit kreisförmig aufgeschütteter Halde) auf dem Kristbergsattel wird anhand der Radiocarbondatierungen in das 11./12. Jahrhundert datiert und repräsentiert damit die bislang ältesten Bergbautätigkeiten im Montafon.
Im Goritschang am Bartholomäberg wurde jetzt eine weitere Bergbaupinge montanarchäologisch untersucht, dessen Alter erst nach Radiocarbondatierungen an Holzkohlen ermittelt werden kann. Besondere Aufmerksamkeit erweckt derzeit bei den Archäologen in der Knappagruaba am Bartholomäberg ein rund 130 m langer, 40 m breiter und rund 8-9 m tiefer Graben, der künstlich gegraben wurde, um im Tagebau einen Erzgang abzubauen. Geophysiker aus Tübingen haben vergangene Woche geophysikalische Messungen durchgeführt, die überraschende Erkenntnisse zur Tiefe des ausgeräumten Ganges erbracht haben. Demzufolge ist er noch über 10 m tief aus dem Felsen ausgearbeitet. Im kommenden Sommer sollen hier montanarchäologische Ausgrabungen durchgeführt werden, um Art, Umfang und vor allem das Alter dieses Bergbaus zu erkunden. Vieles spricht nämlich dafür, dass es sich um eine große prähistorische Kupfergrube handeln könnte.
Am kommenden Donnerstag, den 13. September, wird der Grabungsleiter Prof. Dr. Rüdiger Krause um 19.30 Uhr im Heimatmuseum in Schruns im Rahmen eines reich bebilderten Vortrags über die aktuellen Forschungen und Ergebnisse im Montafon berichten.
1 Kommentar:
Hi Michael,
zu "Mysteriöse Feuergruben geben Rätsel auf. Vermutlich handelt es sich um die Reste eines Prozesses innerhalb der Metallurgiekette bei der Gewinnung von Kupfer aus Kupfererz", meine ich es könnte etwas mit Dokimastik zu tun haben...
P.
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