26. September 2007

Die vorrömische Besiedlung des Montafon

Um die feudale Grundherrschaft und Ausbeutung quasi historisch zu rechtfertigen, wurden damals erstaunlich langlebige propagandistische Legenden erfunden, die immer wieder das Hohe Lied auf die angeblichen Pionierleistungen diverser Adelsgeschlechter und vor allem der Klöster bei der Urbarmachung unseres Landes anstimmten. Nach der unter den Chronisten seit dem Mittelalter bekannten Devise Wes(sen) Brot ich ess, des(sen) Lied ich sing! fehlte es über die Jahrhunderte nicht an Heerscharen frommer Nachbeter. Und auf dieser Grundlage konnte die Besiedlungsgeschichte der schönsten Landstriche zumeist erst im Mittelalter begonnen haben. Doch mit fortschreitenden archäologischen Erfolgen purzeln nun - bei richtiger Interpretation - die alten Lehrsätze! Nun hat es diesbezüglich auch das Montafon in Vorarlberg erwischt.
Bislang galt - so heißt es im Text des Vorarlberger Landesmuseum Bregenz - das Montafon als erst im Hochmittel-alter besiedelte Landschaft. Allerdings zeigen nun die archäologischen Funde ein ganz anderes Bild. Gesiedelt wurde im Montafon bereits seit der Steinzeit. Besonders intensiv geschah dies dann zur Zeit der Vorfahren der Kelten, der Menschen der Bronzezeit, die vermutlich wegen des von ihnen abgebauten Kupfers auch in die Täler und Höhen des südlichen Vorarlberg um Schruns und Tschagguns kamen.

Ausgrabungen am Bartolomäberg über Schruns

Die Bregenzer Ausstellung 2006 präsentierte die Ergebnisse und archäologischen Funde eines Forschungsprojektes, das seit dem Jahr 2000 im Montafon durchgeführt wird.

Collage mit Mauer & Siedlungsmodell
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die in den Jahren 2000 bis 2003 durchgeführten archäologischen Ausgrabungen im Friaga Wald auf dem Bartholomäberg über Schruns, die in Zusammenarbeit mit den Universitäten Berlin, Innsbruck und Tübingen eine bronzezeitliche Burgsiedlung aus dem 16. und 15. vorchristlichen Jahrhundert aufdeckten. Die Mauer der Siedlung war rund 80 Meter lang und bis zu drei Meter breit. Bei dem aufschlussreichen Fund handelt es sich um eine der ältesten bislang bekannten Burgen der Bronzezeit in den Ostalpen. Sie stellte einerseits zwar die alte Besiedlungsgeschichte auf den Kopf, lieferte aber andererseits einen großen Schatz für das Heimatmuseum Schruns.

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