17. Mai 2010

Mit der Zeinisjochbahn durch das Montafon

Mit der Zeinisjochbahn durch das Montafon.

Dokumente über ein nicht verwirklichtes Bahnprojekt im Österreichischen Staatsarchiv in Wien gefunden


In Vorarlberg bestanden einige Eisenbahn- und Seilbahnprojekte, die niemals verwirklicht wurden (Verlängerung der Bregenzerwaldbahn nach Schoppernau, Straßenbahn ins Gütle bei Dornbirn, Ringstraßenbahn im unteren Rheintal, Seilbahn von Feldkirch aufs Älpele). Die Erbauer der Montafonerbahn träumten – bei der Eröffnung 1905 – von der Verlängerung der Bahn sogar bis Davos, auch von einer Zahnradbahn nach Gargellen und von einem Elektrobus (O-Bus) nach Gaschurn war vor rund 100 Jahren die Rede. Das Jahrhunderthochwasser 1910 und später der Erste Weltkrieg machten diese Pläne zunichte. Seit beinahe 30 Jahren wird die Verlängerung der Montafonerbahn in die Innerfratte immer wieder erwogen.

In der Eisenbahnliteratur stößt man auf den Hinweis einer geplanten Bahn unter dem Zeinisjoch als Alternativtrasse zur Arlbergbahn. Im Zuge der Recherchen für die Wanderausstellung „Mobilität im Montafon“ (siehe den Hinweis in diesem Heft) konnten nun im Österreichischen Staatsarchiv in Wien die Unterlagen zu diesem Projekt ausgehoben und Kopien für das Montafon Archiv angefertigt werden.

Bereits um 1869 (also noch vor der Eröffnung der Bahn Lindau-Bludenz 1872) wurden in einem Bericht über die „Tirol-Vorarlbergische Verbindungsbahn“ drei Trassenvarianten für die Streckenführung erörtert: die Linie durch das Klostertal und den Arlberg, die Überwindung des Silbertaler Winterjöchl und auch die Untertunnelung des Zeinisjoches. Die Strecke durch das Silbertal schied sofort aus, denn der Scheitelpunkt lag von allen Trassenvarianten am höchsten. Für die „Zeynesjochbahn“ wurden aber noch 1872 Trassen- und Tunnelstudien vorgenommen. Der Professor für Geologe und Mineralogie in Wien, Gustav Adolf Koch, erstellte ein geologisches Gutachten. Doch die Streckenführung durch das Kloster- und Stanzertal erwies sich als vorteilhafter: Die Bahn durch das Montafon und Paznaun, für die Stationen in Schruns, „Gurtepohl“ und Gaschurn vorgesehen waren, ehe sie das Zeinisjoch mittels eines Tunnels bewältigen sollte, hätte im Vergleich mit der späteren Arlbergbahn eine größere Streckenlänge, einen längeren Tunnel sowie eine längere Bauzeit mit weitaus höheren Baukosten erfordert. Gleichzeitig herrschten ungünstigere klimatische und geologische Verhältnisse bei einem zudem höheren Scheitelpunkt.

Seit nunmehr 126 Jahren – 1884 – fahren Züge durch das Klostertal zum Arlberg hinauf, das Montafon erhielt seine Bahn (nach jahrelangen Diskussionen) schließlich 1905. (Peter Strasser)


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