Bericht auf vorarlberg.orf.at:
Ein Vulkanausbruch in Indonesien 1815 hatte auch in Vorarlberg dramatische Auswirkungen. Man sprach vom "Jahr ohne Sommer". Der Montafoner Historiker Michael Kasper hat die Folgen für das Montafon untersucht.
Hungersnot und Naturkatastrophen
Durch den gewaltigen Ascheausstoß des Vulkans sank die durchschnittliche Jahrestemperatur nach dem Ausbruch um bis zu vier Grad. Missernten und Unwetterkatastrophen waren weitere Folgen, man sprach von 1816 als "Jahr ohne Sommer": Es schneite selbst im Sommer bis in tiefe Lagen, vor allem im Gebirge wurden Obst und Getreide gar nicht reif, berichtet Kasper.
Niederschläge und Kälte setzten sich auch im Winter 1816/17 fort, es gab eine Hungersnot und vermehrt Lawinen. Im Frühling wurde es dann schnell warm, die Folge waren Muren und Hochwasser.
Die Sterblichkeit im Montafon erhöhte sich deutlich - die Menschen starben nicht am Hunger direkt, aber an Krankheiten, die sie besser überstanden hätten, wären sie nicht durch Unterernährung geschwächt gewesen. Auch die Naturkatastrophen forderten ihre Opfer. Teilweise wanderten Menschen aus Not aus.
Offizielle Hilfe ließ auf sich warten
Hilfe von offizieller Seite ließ lange auf sich warten. Erst als im Winter 1816/17 berichtet wurde, dass die Menschen begannen, Katzen und Hunde zu stehlen und zu essen, gab es Unterstützungsgelder vom Staat, vor allem zur Anschaffung von Saatgut für das Folgejahr.
Auch innerhalb der Bevölkerung wurde geholfen: Die Reichen gaben vermehrt Almosen, auch auf verstärkte Aufforderung von kirchlicher und staatlicher Seite hin.
Berichte über Gewalt und Brutalität gibt es laut Kasper allerdings kaum, lediglich die Zahl der Diebstähle und das Betteln hätten zugenommen.
Interview mit Historiker Michael Kasper
ORF Vorarlberg-Kulturchef Manfred Welte hat mit Michael Kasper gesprochen.
Das Gespräch können Sie hier nachhören.
Michael Kasper: Hungersnot
Länge: 8min 14sec
MP3 (5,93 MB)
"Kultur nach 6", 21. Oktober 2010
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