"Es war eine schöne Saison, aber den Job kann ich mir nicht leisten." Diesen Satz hört Paul Romagna, Leiter der Schneesportschule Golm, immer öfter. "Es wird immer schwieriger, gutes Personal zu bekommen", sagt der erfahrene Skilehrer. 70 Lehrerinnen und Lehrer hat Romagna im Pool, 35 davon sind Stammpersonal. Wie in Vorarlberg üblich, sind sie neue Selbstständige, müssen sich selbst versichern und sind einkommenssteuerpflichtig.
Verschärfend im Montafon: Skilehrer müssen auch noch 200 Euro für die Saisonkarte hinblättern. „Das entspricht einer Preiserhöhung von 70 Prozent, das ist vollkommen absurd", schimpft Romagna. "Muss einer noch ein Quartier zahlen oder hinaus ins Rheintal pendeln, bleibt ihm nichts." Im Vorjahr habe die Skischule noch die Kosten übernommen, "bei diesen Preisen geht das aber nicht mehr", sagt Romagna. "Jeder schaut nur mehr auf sich", sieht Erich Melmer, Obmann des Vorarlberger Skilehrerverbands, die „jahrelange gute Zusammenarbeit" mit den Seilbahngesellschaften schwinden. "Dieser Hickhack bringt doch nichts, aber das kapieren die Montafoner nicht." Im Klostertal, wo Melmer daheim ist, fahren die Skilehrer - wie auch am Arlberg - gratis.
Waren es früher Landwirte, Bergführer, Handwerker, die als Skilehrer arbeiteten, sind es heute junge Menschen, die sich zwischen Schulabschluss und Studium ein, zwei Saisonen auf der Piste geben. Melmer, Vertreter von aktuell 2300 Vorarlberger Skilehrern, räumt zwar ein, dass "von diesem Beruf nur noch wenige leben können", will vom Modell der selbstständigen Skilehrer aber nicht abgehen. "Jeder Skilehrer ist Gesellschafter seiner Skischule, dadurch schaut auch jeder, dass das Geschäft läuft."
Skilehrer nach Kollektivvertrag anzustellen wie in der Steiermark, in Salzburg, Teilen Tirols oder Kärnten lehnt Melmer ab: "Unser System der Skischul-Gesellschaften bewährt sich seit 70 Jahren." Würde er seine Skilehrer anstellen, müsste er die Skikurs-Preise um 25 Prozent erhöhen, die Gruppen vergrößern, sagt Paul Romagna. "Die Qualität wäre dann im Keller, die Gäste würden nicht mehr mitspielen."
Ein starres System verhindere zudem flexible Dienstleistungen. Heute wären Skilehrer auf Abruf gefragt. "Man ruft aus der Hotelrezeption an, und in einer Stunde ist der Skilehrer da", sagt Romagna, "am Montag Kurseinteilung, am Freitag Gästerennen, und die Woche ist gelaufen - das spielt es nicht mehr. Die Gäste buchen immer kurzfristiger." (Jutta Berger/DER STANDARD, Printausgabe, 30./31. Jänner 2010)
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