1. März 2010

VLA: St. Gallenkircher Beichtregister

Archivale des Monats März: St. Gallenkircher Beichtregister 1610 und 1613

"Zu den Vorbereitungen auf die Osterfeier zählte die Verpflichtung, während der vorangehenden Buß- oder Fastenzeit die Beichte abzulegen. Um die vollständige Teilnahme der zum Kommunionsempfang zugelassenen Ortsbevölkerung zu überprüfen, legten die Pfarrer Register an, die heute wertvolle familien-, namen- und sozialgeschichtliche Quellen darstellen.

Zu den ältesten erhaltenen Unterlagen dieser Art in Vorarlberg zählen die beiden St. Gallenkircher Beichtregister von 1610 und 1613, die von den Pfarrern Johannes Vonbank und Johann Reich angelegt wurden. Ein Vergleich der beiden Verzeichnisse veranschaulicht unter anderem, dass sich feststehende Personenbezeichnungen und Familiennamen um diese Zeit erst ausbildeten. Die ältere Liste enthält zahlreiche Namen wie das „gschwollen Madlini“, der „krumme Schneiderbub“, die „grüselich Meigga“, der „Schöblig“, das „Schmölleli“, das „Pfözi“, Jakle Netzer und „sein Gagi“ oder Hans Gafanesch und „sein Klocker“. (Hoffentlich war damit nicht seine Frau gemeint). Das drei Jahre später angelegte Verzeichnis hingegen führt dieselben Personen großteils mit heute noch bekannten Familiennamen an, bei denen die Netzer, Sander und Viel vorherrschten. Die bei weitem beliebtesten weiblichen Vornamen bildeten Maria und Anna. Jede dritte Frau hieß so. Sehr häufig wurden Mädchen auch "Barbla" (Barbara) und „Threina“ (Katharina) genannt. Bei den Männern trugen mehr als 40 Prozent entweder den Namen Christian oder Hans. Sehr viele hießen auch Jörg (Georg), Peter oder Jakob.

Geht man davon aus, dass die Zahl der Kinder oder Nicht-Kommunikanten etwa ein Drittel ausmachte, ergibt sich aus den Beichtregistern für die Pfarre St. Gallenkirch zu Beginn des 17. Jahrhunderts die beträchtliche Zahl von ungefähr 1.200 Einwohnern.

Manfred Tschaikner

VLA: Vogteiamt Bludenz 157/3299 und 157/3300.

Literatur:

Manfred Tschaikner, Das St. Gallenkircher Beichtregister von 1613, in: Bludenzer Geschichtsblätter 95+96 (2010). Im Druck"

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