23. Oktober 2010

Vulkanausbruch: "Jahr ohne Sommer"

Bericht auf vorarlberg.orf.at:

Ein Vulkanausbruch in Indonesien 1815 hatte auch in Vorarlberg dramatische Auswirkungen. Man sprach vom "Jahr ohne Sommer". Der Montafoner Historiker Michael Kasper hat die Folgen für das Montafon untersucht.

Hungersnot und Naturkatastrophen
Durch den gewaltigen Ascheausstoß des Vulkans sank die durchschnittliche Jahrestemperatur nach dem Ausbruch um bis zu vier Grad. Missernten und Unwetterkatastrophen waren weitere Folgen, man sprach von 1816 als "Jahr ohne Sommer": Es schneite selbst im Sommer bis in tiefe Lagen, vor allem im Gebirge wurden Obst und Getreide gar nicht reif, berichtet Kasper.

Niederschläge und Kälte setzten sich auch im Winter 1816/17 fort, es gab eine Hungersnot und vermehrt Lawinen. Im Frühling wurde es dann schnell warm, die Folge waren Muren und Hochwasser.

Die Sterblichkeit im Montafon erhöhte sich deutlich - die Menschen starben nicht am Hunger direkt, aber an Krankheiten, die sie besser überstanden hätten, wären sie nicht durch Unterernährung geschwächt gewesen. Auch die Naturkatastrophen forderten ihre Opfer. Teilweise wanderten Menschen aus Not aus.

Offizielle Hilfe ließ auf sich warten
Hilfe von offizieller Seite ließ lange auf sich warten. Erst als im Winter 1816/17 berichtet wurde, dass die Menschen begannen, Katzen und Hunde zu stehlen und zu essen, gab es Unterstützungsgelder vom Staat, vor allem zur Anschaffung von Saatgut für das Folgejahr.

Auch innerhalb der Bevölkerung wurde geholfen: Die Reichen gaben vermehrt Almosen, auch auf verstärkte Aufforderung von kirchlicher und staatlicher Seite hin.

Berichte über Gewalt und Brutalität gibt es laut Kasper allerdings kaum, lediglich die Zahl der Diebstähle und das Betteln hätten zugenommen.

Interview mit Historiker Michael Kasper
ORF Vorarlberg-Kulturchef Manfred Welte hat mit Michael Kasper gesprochen.
Das Gespräch können Sie hier nachhören.

Michael Kasper: Hungersnot
Länge: 8min 14sec
MP3 (5,93 MB) 

"Kultur nach 6", 21. Oktober 2010

11. Oktober 2010

Vermunt-Stausee braucht neue Ablassklappen

Nach 22 Jahren wird am Montag der Vermunt-Stausee im Montafon wieder total entleert. Die Behörde schreibt die Erneuerung der Grundablassklappen vor. Eine ökologische Katastrophe soll verhindert werden.

VKW/Illwerke lernen aus der Vergangenheit Seit der Bolgenach-Entleerung Mitte der 90er Jahre lassen die VKW-Illwerke bei Speicherentleerungen große Vorsicht walten. Bei der Entleerung des Vermunt-Stausees werden diesmal 600.000 Euro investiert, um negative Folgen zu vermeiden.

1995 kam es bei der Entleerung der Bolgenach zur ökologischen Katastrophe. In die Bregenzerach wurden damals ungeheuere Mengen Sedimente eingetragen.

Solche Folgen für die Ill sollen bei der Entleerung des Vermunt-Stausees verhindert werden. In den vergangenen Wochen wurde ein mehrere hundert Meter langes Holzfluder gebaut. Es leitet den Kromerbach am Vermut-Stausee vorbei in das Bachbett der Ill.


Das hundert Meter lange Holzfluder

Vermuntsee Entleerung (Bild: Illwerke) 

Am Montag wird der Grundablass erstmals geöffnet. Man achtet darauf, bestimmte Grenzwerte der Trübstofffracht nicht zu überschreiten. 600.000 Euro habe man sich diese Maßnahme kosten lassen, um ein Bolgenach-Desaster zu vermeiden, so Projektleiter Ernst Pürer von der Illwerke/VKW Gruppe. Für den Klappenaustausch wird der Vermunt-Stausee rund 14 Tage lang völlig trocken sein.
 

6. Oktober 2010

Die Hungersnot im Süden Vorarlbergs

„Achtzehnhundertundzutodegefroren“ – Die Hungersnot 1816/17 im Süden Vorarlbergs 
(Vortrag von Mag. Michael Kasper)

In den Jahren 1816/17 kam es unter anderem aufgrund eines Vulkanausbruchs in Indonesien zu einer globalen Abkühlung und zahlreichen daraus resultierenden Naturkatastrophen sowie zu weitreichenden Ernteausfällen. Im kühlen und schneereichen Winter 1816/17 ereigneten sich daher besonders viele Lawinenabgänge und die spärlichen Nahrungsvorräte gingen in vielen Regionen zur Neige, sodass im Frühjahr 1817 aufgrund der Unter- und Mangelernährung vermehrt Krankheiten auftraten, die zu einer erhöhten Sterblichkeit führten. In den Sommermonaten folgten schwere Überschwemmungen und Hagelschäden. Erst mit der Ernte im Herbst 1817 ging die Hungersnot in den meisten Gebieten zu Ende. In manchen höher gelegenen Bereichen besserte sich die Lage schließlich erst nach einem weiteren harten Winter im Sommer 1818.


Begleitend zur diesjährigen Sommerausstellung in den Montafoner Museen „Jahre der Heimsuchung. Historische Erzählbilder von Zerstörung und Not im Montafon“ wird im Vortrag auf die Ereignisse, die sich in den Jahren 1816/17 im Süden Vorarlbergs zutrugen, eingegangen. Außerdem werden die Hintergründe der Ernährungskrise näher beleuchtet und die Gegenstrategien der Obrigkeit sowie die Reaktionen der Bevölkerung dargestellt. Schließlich wird auch ein Blick auf die Situation in den umliegenden Regionen geworfen und damit die Lage im südlichen Vorarlberg in einen etwas größeren Kontext eingeordnet.

Datum 21.10.2010
Beginn 20:00
Ort Rathaus Bludenz (Stadtvertretungssaal)
Termin übernehmen Diesen Termin meinem Kalender hinzufügen

Exkursion nach Tirol

Zeitgenössische Architektur in historischen Baukontexten (Exkursion nach Tirol)

Die Exkursion greift einige Beispiele aus der jüngeren Architekturgeschichte seit den 1980er Jahren heraus, in denen ArchitektInnen und BauträgerInnen versucht haben, zeitgenössisches Bauen in einer historischen Umgebung zu realisieren. Auswahlkriterien sind eine Lage im Ortskern und eine öffentliche Nutzung der Gebäude.

Erste Station ist Kappl im Paznauntal. Die kleine Gemeinde hat mit dem „Dorfzentrum Kappl“ ein modernes und offenes Gemeinde- und Veranstaltungshaus errichtet, das auch eine Lücke in der Dorfstruktur geschlossen hat.
Die nächste Station, das „DOZ“ (Dorfzentrum) in Fließ, hat der Architekturtheoretiker Otto Kapfinger als „starkes Implantat inmitten des traditionellen, hoch über dem Talboden gelegenen Dorfes“ bezeichnet.
Ein Stopp in Stams führt zu einem Objekt, das zu den heurigen Preisträgern des BTV-Bauherrenpreises gehört – einer Erweiterung des Internatsgebäudes für Schisportlerinnen. Weitere Objekte in der kleinen, aber für die Tiroler Geschichte wichtigen Gemeinde, sind das Internat und die Schule für Schisportler, und das Feuerwehr- und Vereinshaus. Allen Gebäuden ist gemeinsam, sich trotz expressiver Formensprache sensibel in ein Geflecht aus historischer Umgebung und einer beeindruckenden Bergkulisse einzufügen.
Die Gemeinde Rum (bei Innsbruck) hat mit dem „FoRum“ ein Veranstaltungszentrum neben das Gemeindeamt aus dem 18. Jahrhundert gesetzt. Das „FoRum“ ist seither nicht nur ein Beispiel für eine gelungene Verbindung von historischer und neuer Architektur sondern auch für die Belebung einer Dorfgemeinschaft durch eine sensible, auf die Bedürfnisse der BewohnerInnen abgestimmte Architektur.
In diesem Jahr fertig gestellt und schon voll in Betrieb ist das Kultur- und Veranstaltungszentrum KiWi Absam, ein Bau, der mehrfach zwischen historischer Bausubstanz und neuer Architektur vermittelt, denn der Bau des KiWi umfasste sowohl denkmalpflegerische Maßnahmen, als auch die Konzeption eines neuen Gebäudeteils. Das KIWI beinhaltet neben einem Veranstaltungszentrum auch ein Gasthaus mit historischer Veranda und ein neu gestaltetes Gemeindemuseum.
Am Rand der Altstadt der historischen Salzstadt Hall in Tirol wurde 1930/31 das „Turmhotel Seeber“ von Lois Welzenbacher errichtet. Nachdem der Bau 1997 von der Stadt Hall angekauft wurde, wurde das Gebäude revitalisiert und durch einen Neubau, das „Parkhotel“ ergänzt. Der Baukörper des Parkhotels ist ein gelungenes Beispiel für zeitgenössische Architektur, die sich an einem der wichtigsten Bauten des „Neuen Bauens“ in Tirol misst.
Geleitet wird die Exkursion von Dr. Verena Konrad, Kunsthistorikerin und Architekturtheoretikerin. In Absam werden auch der Architekt und der Bürgermeister für Fragen zur Verfügung stehen.
Anmeldung im Montafoner Heimatmuseum bis 14. Oktober notwendig (Kosten für Exkursion werden bekannt gegeben).

Datum 16.10.2010
Beginn 07:00
Ort Treffpunkt: Bahnhof Schruns
Termin übernehmen Diesen Termin meinem Kalender hinzufügen

Von der Alfenz bis Prazalanz

Von der Alfenz bis Prazalanz: Flurnamen aus St. Anton, Lorüns und Stallehr
(Vortrag mit Univ.-Prof. Dr. Guntram Plangg)


Die Flur- und Ortsnamen am Montafoner Talausgang sind vorwiegend bestimmt durch die Gewässer, die Wegsicherung und den Verkehr. Die alten Namen erzählen von Vermurung und Überschwemmung, aber auch von Bewässerung und Brunnen, die umstritten waren. Wege. Brücken, Steigungen und Pässe wurden früher anders bewertet. Eine Diskussion mit Ortskundigen und Heimischen ist beabsichtigt. Die Ergebnisse fließen in das entstehende Montafoner Flurnamenbuch ein.

Datum 07.10.2010
Beginn 19:30
Ort Schulsaal Lorüns
Termin übernehmen Diesen Termin meinem Kalender hinzufügen

2. Oktober 2010

Montafoner Katastrophengeschichten

Buchvorstellung und Ausstellungsführung mit Mag. Michael Kasper

Dienstag 05.10.2010 um 19:30 Uhr im Montafoner Tourismusmuseum Gaschurn

Hochwasser, Lawinen und Bergstürze, Seuchen und Hungersnöte haben zu allen Zeiten die Menschen im Montafon heimgesucht. Mehrere dieser Katastrophenereignisse werden von ihren Wirkungen auf Kultur und Gesellschaft her betrachtet werden. Anhand verschiedener Beispiele aus dem Montafon werden einige der Unglücksereignisse selbst, aber auch die Versuche weitere derartige Schicksalsschläge zu verhindern oder zumindest zu bewältigen vorgestellt. Wie gingen die Betroffenen mit den Geschehnissen um, wie bewältigten sie die Folgen und zu welchen Maßnahmen hat sie der Schock der Katastrophe bewogen? Einige Begebenheiten aus der Montafoner Katastrophengeschichte werden anhand von historischen Aufzeichnungen, jüngeren Zeitzeugenberichten und traditionellem Sagengut geschildert und mit zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen veranschaulicht.